Interview Klaudia Theuerl

Name der Anleiterin: Klaudia Theuerl

Arbeitsbereich: Anleitungdienstags und donnerstags

Garten, Seminarhaus, etc.

Was bedeutet es für Sie mit Menschen mit Beeinträchtigung zu arbeiten?

Es bereichert mein Leben, weil ich Menschen mit ganz unterschiedlichen Beeinträchtigungen kennenlerne. Und sehe, dass sie trotz dessen viele Fähigkeiten haben und viel leisten können. Und dass ihnen die Arbeit hier etwas gibt und ihr Leben bereichert.

Es ist also ein Geben und ein Nehmen, was mir Spaß macht.

Sie haben teilweise ganz andere Lebensentwürfe und Leben. Und ihre Perspektiven darauf sind ganz andere. So bekommt man einen viel größeren Horizont, was die Menschen insgesamt betrifft.

Was bedeutet es für Ihre Einrichtung?

Es ist arbeitstechnisch eine große Bereicherung, da hier eine Menge gestemmt werden muss. Es würde ein ganz schönes Loch reißen, wenn die Midria-Beschäftigten nicht da wären. Sowohl im Garten als auch auf die Reinigung der Seminarräume und Gästeetage bezogen.

Aber ich denke, es ist für die ÖkoLeA auch eine Bereicherung im Menschlichen. Das Zusammenleben mit Menschen mit so unterschiedlichen Beeinträchtigungen führt manchmal zu Komplikationen. Aber durch diese Schwierigkeiten hindurchzugehen, fördert die Persönlichkeit eines jeden.

Was empfinden Sie als bereichernd?

Vor allem den Lernprozess im Miteinander.

Wenn ich Einschränkungen bei manchen Leuten sehe, bin ich einerseits dankbar, dass ich diese nicht habe. Andererseits empfinde ich Bewunderung, wie sie trotzdem so viel Arbeit zuwege bringen.

Auch wenn ihr Klima manchmal anstrengend sein kann, fühle ich mich in der Gruppe sehr wohl. Ich sehe, wie die Leute sich in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptieren und respektieren. Das finde ich bewundernswert. In einem Kollegium auf dem ersten Arbeitsmarkt, wo alle sozusagen „gleich gestellt“ sind, fehlt dagegen oft die Akzeptanz, dass einer vielleicht weniger leisten kann. – Sei es in einem bestimmten Bereich oder an einem bestimmten Tag, zum Beispiel bei warmem Wetter. Denn eigentlich haben die meisten Menschen irgendwelche Beeinträchtigungen!

Was empfinden Sie als herausfordernd?

Manche Teilnehmer stellen aufgrund ihrer Verhaltensstruktur für die Gruppe eine Herausforderung dar. Auch wenn man ihre Schwierigkeiten kennt: Das Nervenkostüm aller Mitarbeiter ist ja nur bis zu einer gewissen Grenze belastbar. Einerseits gilt es, das Klima in der Gruppe gut zu erhalten. Andererseits darf man natürlich den Menschen, der gerade schwierig zu händeln ist, nicht außen vor lassen.

Und es ist nicht einfach, mit Motivationsproblemen umzugehen. Den Anreiz zu schaffen, dass eine bestimmte Aufgabe trotzdem erfüllt – und auch gut erfüllt – wird. Ohne dass man mit viel Druck arbeiten muss …

Welche Rolle spielt Midria in der Begleitung von Ihren Beschäftigten?

Midria stellt die TeilnehmerInnen und schaut recht genau, wer die Fähigkeiten, Lust und Motivation hat, die Art von Arbeiten zu bewältigen, die hier anfallen. Es ist gut, dass wir mitentscheiden können, wer zu uns kommt.

Bei Krisen und Konflikten kann man sich immer an Midria wenden und Unterstützung holen, unter anderem von der Therapeutin oder den Betreuern der Beschäftigten. Oft sitzen wir dann in einem Gesprächskreis zusammen – sei es unter uns AnleiterInnen und BetreuerInnen oder gemeinsam mit den Beschäftigten.

Außerdem gibt es Weiterbildungen in Richtung Betreuung und Problematiken der einzelnen Beeinträchtigungen oder psychischen Erkrankungen.

Welche Vorstellungen oder Wünsche haben Sie im Hinblick auf die Inklusion oder an Midria?

Manchmal könnte es eine engere Abstimmung zwischen uns und Midria geben, wenn die Beschäftigten freiwillige Freizeitangebote wahrnehmen. Das muss ja auch zu den Erfordernissen unseres Betriebs passen. Sie sollen das gerne wahrnehmen, aber vielleicht nicht unbegrenzt und unbedingt so, dass wir immer informiert sind.