Wir sind die Mittwochs-Gruppe. Wir treffen uns jeden Mittwoch zu einem Bildungstag bei MIDRIA. Die anderen vier Tage in der Woche gehen wir arbeiten. Außer unserer Gruppe, gibt es noch sechs andere Bildungstage bei MIDRIA. Sie treffen sich an anderen Tagen. Normalerweise. Wegen Corona gibt es besondere Reglungen.
An dem Tag treffen wir uns draußen, 8.30 Uhr. Zuerst bekommen wir eine Aufklärung zu den Corona-Schnell-Tests. Man kann sich neuerdings bei MIDRIA testen lassen. Und dass muss man auch, wenn man an dem Bildungstag in den Innenräumen teilnehmen möchte. Heute bleiben wir aber draußen und wandern zum Bötzsee, einem benachbarten See in Eggersdorf.
Bevor wir losgehen, suchen wir nach Maggy und Dagos. Sie sind bei Einigen eine begehrte Gesellschaft. Maggy liebt das Wasser und Dagos ist ein bekannter Mops-Wanderer. Beide schmusen gern. Wir laufen los.
Auf dem Weg kaufen wir Lebensmittel für ein Picknick ein. Leckere Brötchen aus einer kleinen Bäckerei, die noch selber bäckt. Etwas Käse, Gemüse und Obst. Wir kommen am See an und laufen entlang des Ufers. Es ist wunderschön. Der See ist noch zugefroren, die Sonne kämpft sich durch die Wolken hindurch. Von Stunde zu Stunde wird es wärmer. Wir versuchen zusammen zu laufen und trotzdem den Abstand einzuhalten. Die Hunde halten wir an den Leinen, damit sie nicht zu weit aufs Eis gehen. Jannis und Jonas sind auch neugierig, bleiben aber nah am Ufer.
Dann picknicken wir. Wir achten dabei gegenseitig auf die Hygieneregeln. Außer Dagos. Er drängelt, wie er kann, um etwas abzubekommen. Schließlich bekommt er ein Stück Gurke und kaut aufgeregt daran rum, als ob er seit einer Woche nichts im Magen hätte. Das glauben wir aber nicht ganz.
Nach dem Picknick nehmen wir uns Zeit für unseren wöchentlichen Austausch. Wenn wir wollen, können wir einen Artikel für die Werkstattzeitung oder die Webseite erstellen und den anderen über uns erzählen. Alle sind dafür.
Maik meldet sich, dass er gern anfangen möchte. Maik arbeitet im Seniorenheim als Betreuungshelfer. Aufgrund von Corona kann er leider seit Wochen nicht zur Arbeit. Dafür bekommt er Aufgaben für Zuhause. „Mir geht es gut. Die Aufgaben machen Spaß. Montags beschäftige ich mich mit Nachrichten, dienstags übe ich das Vorlesen, mittwochs gehe ich zum Bildungstag, donnerstags übe ich Mathe und freitags ist mein Musiktag. Ich spiele Gitarre und arbeite gerade an dem MIDRIA-Song, den wir letztes Jahr mit der Gruppe geschrieben haben. Ich freue mich aber auch sehr, wenn ich wieder arbeiten gehen darf. Die Arbeit macht mir große Freude und ich bin mit Herzblut dabei. Ich hoffe auch, dass die Fahrt der MIDRIA-Band dieses Jahr stattfinden kann, sowie die MIDRIA-Disco. Andere Menschen umarmen, das wäre auch wieder schön.“
Maik gibt an Madlen ab. Madlen macht seit vier Wochen Praktikum auf einem Kleintierhof in Strausberg. Bis vor Kurzem war sie fünf Jahre auf einem Pferdehof tätig, hat sich aber eine Änderung gewünscht. „Ich habe Probleme mit dem Rücken und brauche leichtere Arbeiten. Auf diesem Tierhof kann ich auch mein Können einbringen: z. B. Ponys striegeln, satteln, Hufen auskratzen. Hier kann ich aber auch viel Neues lernen und neue Menschen treffen. Ansonsten warte ich darauf, dass die Cafes und Restaurants wieder öffnen. Damit man hingehen kann, aber auch damit die Leute wieder arbeiten dürfen und die Läden nicht pleite gehen. Und ich hoffe, unsere MIDRIA-Reisen finden statt!“
Weiter macht Julian. Julian arbeitet in einer Kita in der Reinigung und berichtet von zwei neuen Räumen, für welche er zuständig ist. „Ich freue mich über die neuen Aufgaben – sie bringen Abwechslung mit sich. Ansonsten reinige ich die Bäder und zu Corona-Zeiten bin ich auch für die Desinfizierung von Türklinken, Lichtschaltern und Türblättern verantwortlich. Mir geht es sehr gut, ich vermisse nicht wirklich etwas. Vor zwei Wochen habe ich mir Häkeln von einem YouTube Video beigebracht. Ich habe keine Langweile.“ Julian zeigt Fotos von zwei Schals, die er gehäkelt hat und beeindruckt damit die anderen.
Jonas lacht sehr viel. „Ich mag gute Laune in die Gruppe reinbringen“ – sagt er erstmal über sich selber (und das gelingt ihm auch sehr gut!). Jonas ist unser Haupt-Hundeführer. Er hat ganz viel Energie und rennt gern mit der Maggy durch die Gegend. „Auf der Arbeit läuft alles gut“ – sagt Jonas. Er arbeitet als Hausmeisterhelfer in einer Schule in Neuenhagen. Manchmal auch in der Stadt, im Auftrag der Gemeinde. „Ich bin gut darauf, freue mich aber auch, wenn es mit dem Fußball wieder losgeht. Ich will selber zum Training gehen und zu Union (Berlin). Ich habe mich auch für drei MIDRIA-Reisen angemeldet. Zum ersten Mal fliegen… – ich hoffe, es wird klappen!“
Das Wort übernimmt Jannis. Jannis und Jonas kennen sich von Kind an und arbeiten zusammen in einer Schule. Jannis erzählt von der Arbeitswoche. Laub harken, Aufenthaltsraum sauber machen, Staub wischen, Türklinken und Treppengeländer desinfizieren. Immer wieder die gleichen Aufgaben, es ist aber in Ordnung, sagen beide. Inzwischen kennen sie sich gut aus und können vieles selber erledigen, auch wenn der Hausmeister mal nicht da ist. Jannis bewegt sich viel und gern, drin und draußen. „Ich freue mich, wenn ich wieder Federball in der Halle spielen darf und ins Fitnessstudio kann. Und wenn die anderen Menschen es auch wieder können. Wo ich wohne, sind jetzt nämlich viel mehr Menschen spazieren. Das finde ich nicht so cool, Ruhe finde ich besser.“
Stefan erzählt von seiner Arbeit bei einer Catering-Firma in Erkner. „Es ist alles, wie gehabt. Entspannt. Alle sind da und gesund.“- sagt Stefan. Drei KollegInnen von Stefan sind dort auch über MIDRIA beschäftigt. „Insgesamt haben wir jetzt weniger zu tun, weil weniger Schulessen bestellt werden. Ansonsten freue ich mich, wenn man die Masken nicht mehr braucht. Durch die Maske beschlägt meine Brille und das ist lästig. Dann freue ich mich auf das Konzert von Santiano auf Rügen, wo ich immer Urlaub mache. Die Karten vom letzten Jahr warten in der Schublade.“ Madlen kennt die Band. „Seemannslieder spielen sie!“ – ruft sie zu.
Zum Schluss werden die Anleiterin, Maggy und Dagos nach dem Befinden gefragt. Eine runde Runde!
Wir entspannen noch einen Moment und machen uns auf den Rückweg. Am Seeschloss treffen wir noch auf Enten im Bach und beobachten sie eine Weile.
Am Ende unseres Tages besprechen wir den Bildungstag am nächsten Mittwoch. Wir werden in den Innenräumen sein, deswegen werden wir uns erstmal testen lassen müssen. Wer es nicht möchte, kann an dem Tag Homeschooling machen oder auch arbeiten gehen. Vier der sechs anwesenden Teilnehmer wollen nächste Woche den Schnell-Test ausprobieren. Zwei Personen möchten Aufgaben für Zuhause bekommen und zwei andere arbeiten gehen. Übernächste Woche wird es dann wahrscheinlich wieder anders sein. Frühlingshaft? Wäre schön, dann könnten wir uns wieder draußen treffen!
Die Mittwochsgruppe mit Bildungsbegleitung