Bildungstage

Der Bildungstag ist ein Angebot für alle Beschäftigte, die einen Austausch und die Gestaltung ihrer Lernprozesse in einer Gruppe und mit fachlicher Begleitung wünschen.

Die Bildungstage sind derzeit in sechs feste Gruppen, in der Stärke von sechs bis zehn Teilnehmer organisiert und werden von einem bis zwei unserer Mitarbeiter, genannt Bildungsbegleiter oder -Assistenten, unterstützt. Der Bildungstag findet einmal in der Woche statt und ersetzt den Arbeitstag auf der Einsatzstelle.

Themenbereiche

Kompetenzen

Unterstützung durch die Bildungsbegleiter

Handlungsbestimmende Leitprinzipien

Themenbereiche

Das wöchentliche Treffen bietet eine gute Möglichkeit zu der regulären Reflexion und dem gegenseitigen Austausch über arbeitsrelevante Themen, der Entwicklung von Arbeitshilfsmitteln, der Erarbeitung und Einübung von Umgangsstrategien in herausfordernden Situationen sowie der Erweiterung von berufsbezogenen Wissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten. An diesem Tag finden auch Schulungen u.a. im Bereich des Arbeitsschutzes, Erster Hilfe oder des Umgangs mit Geräten statt.

Gleichzeitig bietet der Bildungstag Zeit und Raum für individuelle und gruppenorientierte Lerninhalte, die alle anderen Lebensbereiche betreffen können und von den Gruppenmitgliedern mit- oder selbstbestimmt werden.

Das mögliche Themenspektrum ist breit und umfasst u.a. folgende Bereiche:

– Lebenspraktische Grundfähigkeiten, z.B.: selbstständige Mobilität, Kochen, Einkaufen, Umgang mit Geld, Tages-/Wochenstruktur

– Gesundheit z.B..: Sport, Entspannung, gesunde Ernährung, Umgang mit gesundheitlichen Problemen

– Kulturtechniken, u.a. Lesen, Schreiben, Rechnen

– Identitätsfindung, Freundschaft, Partnerschaft und Sexualität

– erfolgreiche Kommunikation und Teamarbeit

– Wohnen und förderliche Freizeitgestaltung

– hilfreiche Nutzung von Medien

– Natur und Umwelt

– Kreativität und Handwerk

– gesellschaftspolitische Themen

Die Teilnehmer haben die Möglichkeit in und mit ihrer Bezugsgruppe vielfältig aktiv zu werden. Sie nutzen die Gruppe, um ihre Erfahrungen und ihr Wissen auszutauschen, gemeinsam kleine Projekte, Ausflüge und Feste zu planen, vorzubereiten und durchzuführen. Es werden ebenfalls persönliche Themen aufgearbeitet, reflektiert und bei Wunsch mit der Gruppe geteilt.

Kompetenzen

Die Lernprozesse werden dahingehend begleitet, dass der Teilnehmer möglichst lernt sein Leben selbstständig und eigenverantwortlich planen und führen zu können. Neben der Förderung von praktischen Fertigkeiten(s. Themenbereiche), steht die Stärkung von personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen im Fokus. Der Teilnehmer erfährt eine ressourcenorientierte, individuelle Begleitung bei der Weiterentwicklung von Kompetenzen wie z.B.: Umgang mit eigenen Bedürfnissen und Gefühlen, Selbstvertretung, Kooperationsfähigkeit, Empathie, Toleranz, (Arbeits-)Organisation, Beschaffung und Aneignung von Informationen, Verantwortungsübernahme, Problemlösungs- und Entscheidungsfähigkeit, Konfliktlösungsfähigkeit, Selbsteinschätzung, Ausdauer und selbstständige Aufgabenerledigung.

Die Erweiterung dieser Kompetenzen wirkt sich übergreifend auf alle Lebensbereiche des Menschen aus, erhöht das Selbstwertgefühl und die Selbständigkeit. Es unterstützt den Menschen somit dabei, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen und dauerhaft ins Arbeitsleben und gesellschaftliche Leben eingebunden zu sein.

Unterstützung durch die Bildungsbegleiter

„Hilfe zur Selbsthilfe“ ist uns an der Stelle ein unerlässliches Motto. Der Bildungsassistent begleitet die Gruppe, er unterstützt und ermutigt den Teilnehmer seine eigenen Potenziale und Ressourcen zu erforschen, zu erproben und zu stärken. Bei Bedarf bietet er Hilfestellung an, z.B. in der Kommunikation, Arbeitsorganisation oder dem Zugang zum Wissen (z.B. Nutzung von Medien, leichte Sprache).

Handlungsbestimmende Leitprinzipien

In der Gestaltung und Begleitung der Bildungsprozesse richten wir uns nach den Handlungsbestimmenden Leitprinzipien – einer Zusammenstellung zeitgemäßer Impulse für praktische Bildungsarbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Diese entsprechen unserem Menschenbild, unserer Philosophie und der anzustrebenden, daraus resultierenden Didaktik.

Handlungs-bestimmende Leitprinzipien

nach

Prof. Georg Theunissen

Erwachsenengemäße Ansprache und partnerschaftliche Vorgehensweise

Die Teilnehmer sind als erwachsene Persönlichkeiten und gleichberechtigte Partner zu verstehen und wertzuschätzen, die ihre Erfahrungen, Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse haben.

Das lern- und neuropsychologische Prinzip

Jeder ist lern- und entwicklungsfähig. Wichtig sind Interesse an den Lerninhalten, eigenes Lerntempo sowie eine Atmosphäre des Vertrauens, der Wertschätzung und Ermutigung.

Prinzip der Entwicklungsmäßigkeit

„Die Pädagogik muss sich nicht auf die… Entwicklung von gestern, sondern auf die von morgen orientieren…“ Wygotski im Jahr 1972 nach Georg Theunissen

Lebensnähe und handelndes Lernen

Die Maßnahmen sollen an die Lebenswelt der Teilnehmer angepasst sein und den daraus resultierenden Bedürfnissen entsprechen.

Dabei spielt das handelnde Lernen eine entscheidende Rolle.

Ganzheitlich-integratives Prinzip

Der Mensch ist als „körperlich-seelisch-geistige Einheit“ in einer ihn umgebenden Umwelt zu betrachten.

Subjektzentrierung und Individualisierung

Essenziell sind eine „von der Person (subjektzentriert), mit ihr (kooperativ) und für sie (antizipatorisch) entwickelte Zielsetzung und eine entsprechend abgestimmte Methodik“.

Freiwilligkeit, Wahlmöglichkeit, Selbst- und Mitbestimmung

Es sind die persönlichen Ziele oder Beweggründe und die Freiwilligkeit der Entscheidung, die einen Menschen zum Lernen motivieren.

Zeitliche Kontinuität und Regelmäßigkeit

Günstig sind feste Zeiten und aufeinander abgestimmte Inhalte, genauso wie wiederkehrende Abläufe und Wiederholungen.

Quelle: G. Theunissen, Erwachsenenbildung und Behinderung, Impulse für die Arbeit mit Menschen, die als lern- oder geistig behindert gelten, 2003